20.04.2015

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen im Wandel

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen
im Wandel – eine (un)endliche Geschichte?
- The Silent Gentrifikator -



Da der Mühlengrund das erste Neubaugebiet in Neu-Hohenschönhausen war, steht er auch im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 30jährigen Jubiläum von Hohenschönhausen 2015 immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Geschichte des Mühlengrundes:
Der Mühlengrund befindet sich im Südosten von Neu-Hohenschönhausen. Der Name Mühlengrund bezieht sich zum einen auf eine Kleingartenanlage, die südwestlich des Neubaugebietes gelegen ist. Diese Kleingartensiedlung wiederum wurde nach einer ehemals in der Nähe befindlichen Windmühle benannt (einem sogenannten „Erdholländer“).
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Idee des Bauvorhabens am Mühlengrund
Idee des Bauvorhabens am Mühlengrund. Ausschnitt eines Plakates.

Bauprojekt am Mühlengrund:
Trotz sanierter Brunnenanlage dient der Platz „Am Mühlengrund“ zurzeit vor allem als Durchgangsort für Fußgänger und Radfahrer. Er bietet immer noch einen insgesamt desolaten Anblick. Der Eigentümer des ehemaligen Mühlengrundcenters hat geplant, alle dort befindlichen Gewerbebauten zu veranlassen und es sollen ca. 400 neue Wohneinheiten geschaffen werden, in denen auch Arztpraxen und Gastronomie sowie ein reduzierter Einzelhandel einen Platz erhalten soll. Man begründete den Abriss damit, dass die Konkurrenzsituation zum Lindencenter sowieso zu starkem Leerstand führen würde.
2012 hatte man zwar erste Schritte unternommen, Erneuerungsarbeiten am Platz durchzuführen. Aufgrund des relativ niedrigen Budgets wurde vorerst nur der Bereich südlich des Platzes in der Nähe des Zugangs Rückenstraße überarbeitet. Auf wichtigen Achsen wurden wenigstens die Sichtbeziehungen wieder hergestellt.
Einige Flächen wurden neu strukturiert und „Angst-Räume“ und dunkle Ecken beseitigt. Grünflächen erhielten eine klare Einfassung, Bodenbeläge wurden einheitlich gestaltet.
Ein neues gestalterisches Element stellte auch die im Frühjahr eingeweihte Tafel dar, die an die Grundsteinlegung des Mühlengrundes erinnert.
Dennoch vermitteln die weiterhin leer stehenden Räume, wie zum Beispiel die ehemalige Schleckerfiliale und besonders die ehemalige Kaufhalle, einen trostlosen Eindruck. War in dieser Kaufhalle wenigstens noch vor 3 Jahren eine Art Billigladen untergebracht, steht sie nun schon über 2 Jahre leer, wurde (nicht künstlerisch) mit Graffiti besprüht und verleiht dem gesamten Platz, wenn man ihn von der Rüdickenstraße aus betritt, einen sehr trostlosen Anblick. Man hat den Eindruck, die Zeit sei stehengeblieben bzw. rücke nicht voran und die Gebäude wie auch die Bürgerinnen und Bürger im Mühlengrund warten auf etwas, von dem man nicht genau weiß, wann und ob es eintreten wird.
Wurde doch bereits im Juli 2012 in der Presse folgendes angekündigt:
Zudem soll das Nahversorgungszentrum am Mühlengrund bis zum Ende des Jahres neu gestaltet werden. Die alte Kaufhalle wird abgerissen, damit an dieser Stelle ein neuer Discount-Supermarkt entstehen kann.
Außer dem oben genannten Wiederaufbau des Brunnens wurden 2014 keine weiteren baulichen Maßnahmen durchgeführt.

Für das Jahr 2015 wurde einige Bewegung in Sachen Umbau Mühlengrund angekündigt. So sollte zum Beispiel das seit Jahren leerstehende Gebäude der alten HO Kaufhalle abgerissen werden usw.
Regelmäßig drehte nun unser Team in der Hoffnung, hier im Mühlengrund, am Brunnen einen Auf- und Umbruch dokumentieren zu können. Doch nichts geschah. Einen traurigen Umstand aber konnten wir dann verfolgen: Der frisch sanierte Brunnen stand den größten Teil des Jahres still, weil von Unbekannten ins Wasser geworfene Zeitungen, aber auch nicht regelmäßig entferntes von den Bäumen gefallenes Laub die Pumpen sehr bald verstopften.

Die Standorte für die Filmaufnahmen
Unsere Standorte für die Filmaufnahmen am Mühlemgrund
mit den Ansichten zum Projektbeginn.

Filmprojekt mit Begleitbroschüre:
Es soll ein poetischer Dokumentarfilm entstehen. Gedreht werden soll im Zeitraum von April bis Oktober 2015 einmal wöchentlich immer zur selben Uhrzeit 15-20 Min. lang, am selben Standort, aus derselben Perspektive. Die Perspektive soll so gewählt werden, dass der Platz um den Mühlengrund möglichst vollständig erfasst wird (Teile der ehemaligen Kaufhalle, Bereich hinter dem Mühlradbrunnen, Brunnen, Durchgang und Bäume). Der Film selbst soll dann (in Abhängigkeit von der tatsächlichen Dynamik des Geschehens) auf 45 Min. / max. 60 Min. geschnitten werden, wobei alle gefilmten Tage präsent sind. Es entsteht so ein Querschnitt durch die Jahreszeiten, mit offenem Ausgang der abzubildenden visuellen Veränderungen am Ort. (8 Monate Dreh – die „8“ als Symbol der Unendlichkeit unterlegt das im Titel antizipierte Filmkonzept). Zweiter Bestandteil des Films sind Stimmen aus dem Off. Es werden außer den beschriebenen regelmäßigen Drehs Interviews aufgenommen (geplant sind: Bürger, Politiker, Bauherren), welche das Geschehen oder Nicht-Geschehen kommentieren ohne aber selbst ins Bild zu kommen. Wichtig ist hier das genaue Hinhören, genau wie die Verantwortlichen tatsächlich auch auf die Wünsche der Einwohner hören sollten. Die kontemplative gewisse Statik wird so immer wieder durch akustisch zu Verarbeitendes gebrochen.

DVD zum Film und das Cover der Begleitbroschüre.

 
Die Begleitbroschüre konstatiert die Entwicklungen und beschreibt die Entwicklung des Baugeschehens rein faktografisch. Sie stellt einerseits damit eine Ergänzung aber auch einen gewissen Kontrapunkt zum Film dar, da sie emotionales Werten vermeidet. Durch die Broschüre soll aber auch eine gewisse Nachhaltigkeit des Projekts erreicht werden. Sie soll zusammen mit entsprechenden Filmkopien in verschiedene bezirkliche Einrichtungen verteilt werden (Bezirksamt, Bauamt, Archiv, Heimatmuseum etc.).

Bestellung:

An diesem Projekt haben mitgewirkt:
  • Produktion, Organisation & Betreuung:
    Arge IAVM 
  • Regie, Texte & fachliche Beratung:
    PD Dr. Björn Seidel-Dreffke, freiberuflicher Dolmetscher und Übersetzer
  • Foto-, Ton-, Filmaufnahmen & Schnitt:
    Uwe Wunderlich-S., Technischer Kreativprojektant
  • Instrumentalmusik & Spielszenen:
    Werner Schwarz, Kapitän der Rheinschifffahrt, Musiker und Autor
  • Internet & Begleitbroschüre:
    Thomas Seidel, freiberuflicher EDV-Berater und -Trainer, Programmierer und Layouter 

Weitere Informationen zum Projekt:
 
 Links:


Dieses Projekt wird mit Mitteln des Bezirkskulturfonds Lichtenberg realisiert.

Bezirkskulturfonds Lichtenberg Berlin

 
   

19.04.2015

Geschichte des Mühlengrundes

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen
im Wandel – eine (un)endliche Geschichte?
- Geschichte -



Die Geschichte des Mühlengrundes ... 

... ist Teil der Geschicht Neu-Hohemschönhausens.

Der Mühlengrund befindet sich im Südosten von Neu-Hohenschönhausen. Der Name Mühlengrund bezieht sich zum einen auf eine Kleingartenanlage, die südwestlich des Neubaugebietes gelegen ist. Diese Kleingartensiedlung wiederum wurde nach einer ehemals in der Nähe befindlichen Windmühle benannt (einem sogenannten „Erdholländer“). 

Ingesamt entstand das Viertel zwischen 1982 und 1987. Zunächst begann die Festlegung der Straßenzüge, im Jahre 1984 erfolgte die Verlängerung der Straßenbahn von der Gehrenseestraße nach der Zingster Straße und danach wurde mit dem eigentlichen Wohnungsbau begonnen.
Es handelt sich hierbei um sechs- bzw. elfgeschossige Gebäude, letztere mit Aufzug. Die Wohnungen konnten teilweise erst zwei bis drei Jahre nach ihrer Fertigstellung bezogen werden, da sich zwischendurch der Grundwasserspiegel erhöhte und die Keller überflutete.

Handelseinrichtungen und Gaststätten am Mühlengrund.
Foto: Thomas Seidel

Das Viertel wird zentriert durch einen an sich unbenannten Platz, doch inoffiziell wird er von den Bürgern und auch in entsprechender Presse usw. als „Am Mühlengrund“ bezeichnet und damit werden eben der ländliche Ursprung und die ehemalige Nähe zu oben genannter Windmühle betont. Zum Ensemble des Platzes gehören eine ehemalige HO-Kaufhalle, Gewerbeneubauten, die 1997 als Mühlengrundcenter den ehemaligen Dienstleistungskomplex mit Jugendclub Rotkamp, Reinigung, Postannahmestelle, Blumengeschäft sowie die Clubgaststätte Mühlengrund ersetzten.
Die Straßennamen um den Mühlengrund mit Bezeichnungen wie „Maten“, „Röttken“ oder „Rotkamp“ gehen auf alte Gemarkungen auf der Wartenberger Flur zurück.
 
Ein wichtiges Kunstwerk, welches dem Platz ein besonderes Ambiente verleiht, ist der Mühlenradbrunnen. Er wurde vom Metallkünstler Achim Kühn geschaffen, dessen Kunstwerke sowohl in Berlin, als auch im In- und Ausland verschiedene Orte schmücken. Diese Brunnenanlage sollte im Zuge der für die nächsten Jahre geplanten Gesamtsanierung des Wohngebietes entfernt werden. Der Einsatz der Bürgerinnen und Bürger führte dazu, dass die Brunnenanlage saniert wurde und der Brunnen am 10. November 2014 wieder aufgestellt und am 17. eingeweiht wurde.

Ein kleiner Spaziergang durch den Kiez ist lohnens- und sehenswert. 

Bewohnerinnen und Bewohner beim Kiezspaziergang.
Foto: Thomas Seidel



Karte von Hohen Schönhausen - Wartenberg - Falkenberg Mitte 19. Jahrhundert.

Historischer Abriss:

Mischwälder sowie Seen und Pfuhle sind typisch für diese Region der eiszeitlichen Hochfläche des Barnim.

Dorfpartie: Blick von Süden auf Wartenberg.
  
Im 13. und 14. Jahrhundert wurden bereits im Nord-Osten von Berlin Dörfer erwähnt, Hohen Schönhausen, Falkenberg und Wartenberg waren drei davon. Diese Dörfer sind heute ein Teil von Berlin.
Die ältere Geschichte der Dörfer wird bei Wikipedia weiter vorgestellt:
 
Hohen Schönhausen um 1780. Otto Christian Sahler: Col. Radierung nach Friedrich Wilhelm Schaub.

Der Getreideanbau in diesen Dörfern war eine Haupttätigkeit der hier ansässigen Bauernfamilien. Die sogenannte Erdholländermühle, 1876 am Malchower Weg errichtet, ist ein fotografischer Beleg dafür. Von 1888 bis 1940 wurde sie vom Müllermeister Heinrich Maihofer betrieben. Am 20.04.1945 brannte sie während der Kampfhandlungen völlig ab.
 
Die Erdholländermühle mit ihrem Besitzer, Müllermeister Heinrich Maihofer.
 
Ende des 19. Jahrhunderts gingen diese Dörfer in den Besitz der Stadt Berlin über. Hier wurden die städtischen Rieselfelder angelegt. Der Sozialhygieniker Rudolf Virchow und der Stadtplaner James Hobrecht haben eine große Bedeutung für das Entstehen dieses Systems der Abwasserreinigung, welches damals das modernste der Welt war.

Es entwickelte sich verstärkt der Obst- und Gemüseanbau zur Versorgung Berlins. Der Begriff "Hohenschöngrünkohl" ist ja heute noch bekannt.

Ansichtskarte um 1900: Gruss aus Hohenschönhausen.
Robert Schultze's Etablissement und Verknügungs-Park.
  
Die Außengemeinden wurden von den Berlinern als willkommene Freizeitbeschäftigung angenommen - es entstanden Kleingartenanlagen und Erholungseinrichtungen. Die Infrastruktur wurde ausgebaut, so auch die Erweiterung der Straßenbahnlinie bis nach Hohenschönhausen.
  
Erweiterungen Berlin von 1920 - Verwaltungsbezirk 18 Weißensee und seine Nachbarn.

Mit dem Groß-Berlin-Gesetz von 1920 wurden aus dem Landkreis Niederbarnim einige kommunale Einheiten (Landgemeinden und Gutsbezirke) zum neuen Berliner Verwaltungsbezirk Weißensee zusammengefasst.

Dorfkirche Wartenberg vor ihrer Zerstörung, um 1900 und Gedenkstein heute auf dem Friedhof.
 
Mit dem nahenden Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Heranrücken der Front auf Berlin, versuchte die Wehrmacht alles, um den Vormarsch der sowjetischen Soldaten aufzuhalten. Die Kirchen der Dörfer Malchow, Wartenberg und Falkenberg wurden gesprengt. Am 20./21. April 1945 wurden diese Stadtteile von der Roten Armee eingenommen.

In den 1970er Jahren wurde um Hohenschönhausen herum mit dem Bau von Plattenbauten begonnen. Damit verschwand in diesem Gebiet zusehends der dörfliche Charakter.

Die Plattenbauten werden errichtet.
Foto:
Berliner Kurier vom 11.02.2014, S. 10 f.

In den 1980er Jahren wurden die einzelnen Wohngebiete des künftigen jüngsten Stadtbezirkes von Berlin (Ost) fertiggestellt. Die ersten Wohnungen entstanden um den Mühlengrund herum. Am 09.02.1984 erfolgte dann die offizielle Grundsteinlegung. Bis 1989 entstanden so über 40.000 Wohnungen.
Am 01.09.1985 wurde aus verschiedenen Ortsteilen der (Ost-) Berliner Stadtbezirk Hohenschönhausen geboren. Mit dem Bau der Wohnungen wurde auch die Infrastruktur dieses Bezirkes erweitert (Bus-, Starßenbahn- und S-Bahn-Anbindungen).

Der Mühlenradbrunnen 1986.
Foto: Archiv Achim Kühn
  
Am 14.04.1986 wurde auf dem "Marktplatz" des Wohngebietes das zentrale Kunstobjekt - der Mühlenradbrunnen des Künstlers Achim Kühn - feierlich eingeweiht. Diese Brunnenanlage () bestand aus dem Landschaftsbrunnen (mit Quelle, dem Bachlauf sowie dem großen Becken mit Wasserspeier und Mühlrad) vor und dem Findlingsbrunnen innerhalb der Gaststätte.

Die Einweihung des Mühlenradbrunnens 1986.
Foto: Archiv Achim Kühn
  
Mitte der 1990er Jahre begann die erste Sanierungsphase der Wohnungsbestände. Alle Wohnhäuser wurden von der Wohnungsbaugenossenschaft Neues Berlin eG bzw. der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH und der GSV-Ratsbleiche Baubetreuungs- und -verwaltungs GmbH strangsaniert; Heizungsanlagen und Fenster wurden erneuert, die Treppenhäuser modernisiert und die Fassaden mit Dämmschutz verkleidet – nicht zuletzt auch der besseren Optik wegen.
Mit dem Abriss der Club-Gaststätte verschwand auch der Findlingsbrunnen und mit ihm der wellenförmige Handlauf, ebenfalls ein Detail der Gesamtanlage.

Mit der Verwaltungsreform von 1998 gehört das Gebiet von Hohenschönhausen seit dem 01.01.2001 zum Berliner Stadtbezirk Lichtenberg.

2012 wird durch den Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel verkündet:
Zudem soll auch das Nahversorgungszentrum „Am Mühlengrund“ bis zum Ende des Jahres neu gestaltet werden. Die alte Kaufhalle wird abgerissen, damit an dieser Stelle ein neuer Discount-Supermarkt entstehen kann.
Pressemitteilung vom 10.07.2012: Erster Bauabschnitt „Am Mühlengrund“ startet am 16. Juli.

Im Jahr 2013 ist alles noch offen. Karolina Wrobel von der Berliner Woche schreibt u. a. Folgendes:
Wie die neue Mitte am Mühlengrund künftig aussehen wird, ist fraglich. Denn jetzt überlegt der Stadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU), den Mühlenradbrunnen abzureißen. "Eine Sanierung des Brunnens würde 300 000 Euro kosten", sagte Nünthel. Diese Summe steht dem Bezirk seitens des Förderprogramms Stadtumbau Ost für die gesamte Platzsanierung zur Verfügung, die in den Jahren 2014/2015 erfolgen soll. "Eine Brunnenreparatur macht keinen Sinn", so Nünthel. Die Alternative könnte sein, nach dem Abriss einen neuen Brunnen zu bauen. Doch der Stadtplatz würde mit dem Mühlenradbrunnen des Künstlers Achim Kühn zugleich auch seinen Namensgeber verlieren. Berliner Woche vom 11. April 2013.
 
Flyer zur Ausstellung.
Titelbild: Peter Herlitze. 

Das Kiezaktiv Mühlengrund gestaltete im Rahmen 30 Jahre HSH eine Ausstellung - Der Mühlengrund im Wandel der Zeit - und am 10.04.2014 fand die feierliche Enthüllung einer Gedenktafel am Mühlengrund () durch den amtierenden Bezirksbürgermeister Andreas Geisel statt.

Eine Aktion der Nadelhexe Dorothee Groth.
Fotos: Uwe Seibt
 
Am 17.11.2014 wurde nach einer technischen und künstlerischen Sanierung die Brunnenanlage wieder durch den amtierenden Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung im Beisein des Künstlers mit einem Schlag auf den Taster in Gang gesetzt. Vorausgegangen war eine jahrelange technisch bedingte Stilllegung des Brunnens und ein beherzter Kampf des Kiezaktivs sowie das Engagement der Bürgerinnen und Bürger - "Der Brunnen muss bleiben!".

Die Wiedereinweihung des Mühlenradbrunnens 2014.
Foto: Thomas Seidel

Der Kiez soll für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv bleiben und noch schöner werden. Dazu zählen nicht nur schöne und bezahlbare Wohnungen, sondern auch ein einladendes, grünes Umfeld, wo Entspannung und Erholung möglich sind.

"Spielplätze" im Kiez nicht nur für die Kleinsten.
Foto: Thomas Seidel

Leider herrscht seit der Ankündigung der Durchführung baulicher Veränderungen im Mühlengrund im Jahre 2012 größtenteils Stillstand im Viertel, der temporär durch die Brunnensanierung durchbrochen worden war. Die Anwohner beklagen, dass sie nicht informiert werden, was nun wirklich im Mühlengrund geschehen wird. Der angekündigte Umbau durch einen Investor scheiterte und es herrschte lange Ratlosigkeit nicht nur bei den Bewohnern des Viertels, sondern auch bei den Verantwortlichen in den Behörden.
Einen Lichtblick lieferte zumindest eine Ankündigung in der Berliner Woche – hier konnte man Folgendes erfahren:
Am Mühlengrund erwarb die städtische Gesellschaft (HOWOGE) zudem ein 5500 Quadratmeter großes Grundstück an der Rüdickenstraße 33, wo bis Anfang 2018 rund 170 Wohnungen entstehen sollen. Auch hier werden Mittel aus dem Förderprogramm in Anspruch genommen. Es handelt sich um ein Teilstück des vormals geplanten ‚Quartiers am Mühlengrund’, bei dem insgesamt 370 Wohneinheiten und Einzelhandelsflächen vorgesehen sind.
Berliner Woche vom 18. November 2015, 26. Jahrgang, S. 1.
Dies lässt zumindest neue Hoffnungen keimen.

Foto: Uwe Seibt


Weitere Informationen zum Projekt:

Links:

Bibliografie:
  • BALL e. V. in Zusammenarbeit mit Förderverein Schloß Hohenschönhausen e. V. (Hrsg.): Hohenschönhausen neu gesehen. Eine Anleitung zum Selbsterleben. Mit Texten und Bildern von gestern und heute. Berlin 2014. 
  • Förderverein Schloß Hohenschönhausen e. V. (Hrsg.): Hohenschönhausen. Gestern und Heute. Ein Dorf, ein Bezirk, ein Ortsteil. Berlin 2002. 
  • Meyerhöfer, Rolf Dr.: Neugestaltung des Mühlengrundes in Berlin-Hohenschönhausen. Eine Dokumentation. In: Heimatverein Hohenschönhausen e. V. (Hrsg.; in Zusammenarbeit mit Kulturring in Berlin e. V., Projektbereich Nordost): Hohenschönhausener Kalenderblätter. Heft 3, März 1997. Berlin 1997. 


Dieses Projekt wird mit Mitteln des Bezirkskulturfonds Lichtenberg realisiert.

Bezirkskulturfonds Lichtenberg Berlin

 
   

18.04.2015

Brunnengespräche

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen
im Wandel – eine (un)endliche Geschichte?
- Brunnengespräche -



Menschen, die wir am Brunnen trafen:
Immer wieder wurden wir während unserer Dreharbeiten am Mühlengrund davon überrascht, wie Einwohner am Schicksal ihres Viertels Anteil nehmen. So wurden und werden wir oft angesprochen, ob wir nichts „Neues“ wüssten. Doch auch wir kennen nur die allgemein öffentlich zugänglichen Informationen.
Doch wir kommen oft ins Gespräch und stellen fest, wie interessant die Menschen sind, die hier entweder leben oder vorbeikommen und sich für das Gesamtgeschehen interessieren.
Zentraler Magnet am Mühlengrund ist natürlicher der vom Künstler Achim Kühn gestaltete Mühlradbrunnen. Oft saßen wir also am Brunnenrand und unterhielten uns.

Brunnengespräche: Björn Seidel-Dreffke, Werner Schwarz, Frau und Herr Meyerhöfer (v.l.n.r.).
Foto: Uwe Seibt.

Wir danken den vorgestellten Interviewpartnern, dem Metallkünstler Achim Kühn, dem ehemaligen KiezAktiv Mühlengrund sowie den vielen zufällig interviewten Passanten.




Ballonkünstler Andy

Andy in Aktion.
Foto: von Website.
 
Immer wieder sprachen und sprechen uns Einwohner während unserer Dreharbeiten am Mühlengrund an. Viele Fragen stehen so im Raum, die auch wir natürlich nicht beantworten können: Ob es denn in diesem Jahr noch zu Bauarbeiten kommt, ob es einen neuen Investor gibt, und vor allem, warum sich seit Mai das Mühlrad des Mühlradbrunnens nicht dreht.

So kamen wir auch mit dem Ballonkünstler Andy ins Gespräch, der die Entwicklung in seinem Stadtviertel, dem Mühlengrund, mit wachen Augen verfolgt. Er bedauerte sehr, dass es außer zunehmenden Leerstand rund um den Brunnenplatz kaum etwas zu sehen gibt und dass der Brunnen seit Mai 2015 auch schon wieder kein Wasser führt.

Dabei hätte er so gute Ideen, was er als „Ballonkünstler“ vielleicht auch einmal machen könnte, um Menschen an diesem Ort angenehme Augenblicke zu bereiten. Eben, zum Beispiel mit Kindern, aus Ballons wunderschöne Figuren gestalten, denn das ist seit Jahren sein Betätigungsfeld.




Gabriele Faehnrich

Gabriele Faehnrich erzählt ihre Geschichten.
Foto: Uwe Seibt

Bei einem unserer Drehs am Mühlengrund trafen wir die sehr engagierte Bürgerin Gabriele Faehnrich. Sie lebt seit Anfang an im Mühlengrund und hat daher viel zu berichten. Da uns ihre Geschichten so gefallen haben, lassen wir sie einfach selbst zu Wort kommen, denn sie spiegeln gelebtes Miteinander an diesem Ort, mit allem Für und Wider.




Marko Frenzel

Marko Frenzel bei der Eröffnung der Ausstellung Der Mühlengrund im Wandel der Zeit.
Zeugnisse des Wachsens und Werdens eines Wohngebietes in Hohenschönhausen
.
Foto: Thomas Seidel
  
Wie kaum ein anderer setzte sich Marko Frenzel über viele Jahre hinweg für die Entwicklung des Mühlengrundes ein. Von 2011 bis 2015 war er Leiter des KiezAktivs Mühlengrund und in dieser Funktion verfasste er Konzeptionspapiere, hielt Vorträge und motivierte immer aufs Neue Bürgerinnen und Bürger, sich für ihr Viertel, den Mühlengrund, einzusetzen. Das KiezAktiv Mühlengrund war maßgeblich daran beteiligt (durch entsprechende Eingaben, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), dass der Brunnen von Achim Kühn erhalten bleibt. Einen besonderen Höhepunkt bildete dann das Kiezfest 2013, das allen Beteiligten noch heute in lebhafter Erinnerung ist.
Es war nicht ganz so leicht, Marko vor unser Mikrofon zu bekommen, denn auch wenn der Mühlengrund gegenwärtig nicht mehr im Hauptfokus seines Interesses sich befindet, bildet das bürgerschaftliche Engagement seinen inzwischen auch beruflichen Schwerpunkt.
Wichtig war ihm, sagte Marko Frenzel, die Bildung von Netzwerken zwischen den Bürgerinitiativen, Vereinen und Klubs mit unterschiedlicher Zielsetzung, anderen Kiezaktiven, Elterngruppen und anderen Institutionen, um die behindernde Isolierung voneinander zu durchbrechen und gemeinsame Werte zu entwickeln sowie die Kraft des gemeinsamen Handelns zu entdecken, was immer auch Voraussetzung einer erfolgreichen Selbsthilfeinitiative ist.
Dabei ist es ihm wichtig, immer wieder zu betonen, dass der Bezirk Lichtenberg auf die Tatkraft und das Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Gerade die kommunale Ebene sei oft entscheidend, um wirksame politische Entscheidungen mit umsetzen zu können und eine möglichst effiziente Ausgestaltung administrativer Entscheidungsabläufe zu gewährleisten.

Wir konnten das Gesagte alles gar nicht so schnell verarbeiten und waren Marko daher sehr dankbar, dass er uns seine Broschüre mitgebracht hatte, welche die Ziele und Eckpunkte der Tätigkeit des KiezAktivs Mühlengrund aussagekräftig umreißt und die immer noch aktuell ist. Einige der Hauptpunkte sollen an dieser Stelle zitiert werden.

Sehr intensiv wurde an der Umsetzung dieser Ziele gearbeitet.
Marko Frenzel musste im Herbst 2015 sein Amt aufgrund seiner großen beruflichen Belastung niederlegen. Leider konnte kein Nachfolger gefunden werden und das KiezAktiv Mühlengrund wurde aufgelöst. Doch die ehemaligen Mitglieder wollten ihr bisheriges Engagement doch nicht einfach so sang- und klanglos beenden. So findet nun in unregelmäßigen Abständen ein „Stammtisch Mühlengrund“ statt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.

An dieser Stelle seien noch die ständig aktiven Mitglieder des ehemaligen KiezAktivs Mühlengrund genannt, denen an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für ihr Engagement ausgesprochen werden soll: Frau Annelie Jost, Herr Otto Vater, Herr Marcel Hess, Frau Kunzke und allen anderen hier nicht Genannten, die sich für den Mühlengrund und dessen Entwicklung eingesetzt haben.




Andreas Geisel

Andreas Geisel beim Rundgang durch den Mühlengrund am 22.02.2014.
Foto: Uwe Seibt.

Ein besonderer Dank soll an dieser Stelle dem ehemaligen Bezirksbürgermeister von Lichtenberg (2011 – 2014) und jetzigem Senator für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin, Andreas Geisel, ausgesprochen werden.

Durch seine im Rahmen von Kiezspaziergängen und Informationsveranstaltungen durchgeführten Dialoge mit den Bewohnern des Mühlengrunds und sein Engagement gerade in diesem Viertel hat er viel dazu beigetragen, das Interesse der Bürger an ihrer Wohnumgebung zu stärken und deren Eigeninitiative zu fördern. Der Mühlengrund und seine Belange (auch der Erhalt des Mühlenradbrunnens) gehörten dazu, blieben so auch immer im Fokus der Politik.




Dorothee Groth

Dorothee Groth mit ihren schwimmenden Seerosen am Brunnen.
Foto: Uwe Seibt.

Immer wieder zieht es Dorothee Groth zum Brunnen. Das ist auch kein Wunder. Denn ihre Brunnenumhäkelungsaktion im Jahre 2013 hatte einen Anteil daran, dass die Öffentlichkeit auf dieses Projekt aufmerksam wurde. Gemeinsam mit dem Kiezaktiv Mühlengrund hatten sich Bürger über einen langen Zeitraum für den Erhalt des Brunnens eingesetzt und sie war eine der Aktiven dabei.
Einwohner erinnern sich noch heute, wie der damals noch unsanierte Brunnen plötzlich mit lustigen Figuren (Fröschen, Wasserschlangen, Wasserrosen) geschmückt war.

Noch vor der Winterpause wurde der Brunnen im November 2014 wieder in Gang gesetzt und Dorothee Groth ließ es sich nicht nehmen, einige neu entworfene Wasserrosen hineinzuwerfen und, wenn auch nur für kurze Zeit, schwimmen zu lassen.

Mit ihrer Urban Crochet Outside Gallery hat sie sich in die Geschichte rund um das 30jährige Jubiläum Neu-Hohenschönhausens eingeschrieben.

Während der Dreharbeiten überraschte sie uns mit einem Märchen:




Beate Janke

Beate Janke, Stadtteilkoordinatorin,
Verein für ambulante Versorgung e. V. (VaV).
Foto: Uwe Seibt

Einmal blieben wir nach den Dreharbeiten noch eine recht lange Zeit auf einer Bank in der Nähe des Mühlenradbrunnens sitzen und planten unsere nächsten Arbeiten, als plötzlich Beate Janke, mit ihrem eindrucksvollen Fahrrad an uns vorbeifuhr. Natürlich stoppte sie auf unseren Zuruf und wir kamen ins Gespräch und waren doppelt froh, dass wir nicht sofort den Heimweg angetreten haben.

Beate Janke erzählte uns ihre besondere Geschichte vom Mühlengrund. Vor ein paar Jahren verlebte sie ihren Urlaub auf Malaga. Da habe es einen sehr romantischen Ort gegeben mit einem Mühlenradbrunnen. Als sie dann das erste Mal in das Mühlengrundviertel kam und den Mühlradbrunnen erblickte und das gesamte Flair, des damals noch belebten Ortes, da rief sie staunend laut aus:
Das ist ja hier wie in Malaga!
Nachbarschaftshaus im Ostseeviertel, Ribnitzer Straße 1 b, 13051 Berlin.
Foto: Thomas Seidel
 
Doch auch beruflich ist Beate Janke dem Mühlengrund verbunden. Als Stadtteilkoordinatorin im Stadtteilzentrum Hohenschönhausen Nord ist sie in drei Stadtteilen tätig und dazu gehören Ostseeviertel und der Mühlengrund, die zusammen einen Stadtteil bilden. 
Das Stadtteilzentrum ist Teil einer Struktur, die es in Lichtenberg schon seit Jahren gibt, um in allen Stadtteilen sowohl AnsprechpartnerInnen, als auch Orte zu haben, die für BürgerInnen da sind (das sind in Lichtenberg insgesamt fünf Zentren, vom Norden Hohenschönhausens bis Karlshorst).
Die Stadtteilkoordinatoren sind dabei wichtige Multiplikatoren und Schaltstellen, sie sind unter anderem verantwortlich für die Unterstützung bei der Organisation von Nachbarschaftsaktivitäten, Vermittlung von Angeboten, Hilfe bei Formalitäten, Weitergeben von Tipps, wo und wie Ressourcen (z. B. Räume) genutzt werden können. Weiter fallen in ihren Aufgabenbereich das Sammeln von Informationen, um die Kommunikation und die Teilhabe aller im Stadtteil lebenden Menschen zu fördern, die Vernetzung der im Gebiet ansässigen Träger, Unternehmen, Bürgergremien, Einrichtungen und Initiativen, das Begleiten der Bürgerinitiativen.

Natürlich haben wir Beate Janke über ihre Arbeit im Mühlengrund befragt und viel Interessantes erfahren, auch dass sie nach wie vor gern hierher kommt, auch wenn das Gebiet sich zurzeit in einer Art „Dornröschenschlaf“ befindet. 




Annelie Jost

Annelie Jost auf dem „Marktplatz“ des Kiezes.
Foto: Uwe Seibt.

Während unseres allerletzten Drehs im Jahr begegneten wir, auch wieder rein zufällig, Frau Annelie Jost. Und dies erwies sich wieder als ein großer Glücksfall. Denn Frau Jost war viele Jahre lang Mitglied des KiezAktivs Mühlengrund und hat sich gemeinsam mit den anderen Mitgliedern sehr nachhaltig für die Weiterentwicklung des Viertels eingesetzt, ebenso für den Erhalt des Mühlenradbrunnens.

Sie war auch im rbb-Beitrag (rbb-Abendschau vom 27.07.2015) zu sehen. Sie berichtete uns von den Dreharbeiten. Auf Initiative von Herrn Hess interessierte sich ein Abendschau-Team für den Mühlengrund und dessen Entwicklung bzw. den Stillstand in Bezug auf das versprochene Baugeschehen.
Leider konnten in dem Beitrag nicht alle Probleme abgebildet werden und nach Meinung von Frau Jost wurden auch einige wichtige Facetten, die das Kiezaktiv angesprochen hatte, weggelassen. Aber man war froh, dass die Thematik „Mühlengrund“ überhaupt eine berlinweite Aufmerksamkeit erfuhr.
Nun aber verfalle das Gebiet weiter. Die Kaufhalle wurde 2015 auch nicht wie angekündigt abgerissen, auch habe es darin schon gebrannt. Jugendliche marodierten sogar gelegentlich auch deren Dach.
Frau Jost bedauert, dass sich das KiezAktiv im Herbst 2015 aufgelöst hat, hofft aber, dass der in unregelmäßigen Abständen stattfindende Stammtisch sich auch für fruchtbare Aktionen nutzen lässt.




Dr. Rolf Meyerhöfer

Dr. Rolf Meyerhöfer – der Chronist von Hohenschönhausen.
Foto: Uwe Seibt

Wieder einmal saßen wir am Brunnen, unser singender Kapitän, Werner Schwarz, hatte gerade sein Lied am Brunnenrand sitzend, gespielt, als Rolf Meyerhöfer und seine Frau den Platz kreuzten.
Auf unser Zurufen kamen sie bereitwillig näher und setzten sich zu uns auf den Brunnenrand. Wir haben schon oft das Glück gehabt, Rolf Meyerhöfers Geschichten zur Geschichte von Hohenschönhausen zu lauschen, und wieder war dieser Nachmittag ein voller Gewinn.

Rolf Meyerhöfer kann man mit Fug und Recht als den Chronisten von Hohenschönhausen bezeichnen. Am 1. September 1985 bezog das Ehepaar Meyerhöfer eine Wohnung in der Rüdickenstraße. Von Anfang an also haben sie das Wachsen und Werden des Stadtbezirks verfolgen können.
Bereits am 9. Februar 1984 legte die Partei- und Staatsführung der DDR den Grundstein für das Neubaugebiet an der Barther Straße 3. Erich Honecker persönlich vollzog damals die obligatorischen drei Hammerschläge, die die Tradition vorschreibt und versenkte im Fundament eine Kassette, in der auch ein Exemplar der Berliner Zeitung lagert. Zwischen 1984 und 1989 entstanden in dem neu erschlossenen Gebiet rund 30.000 Wohnungen für rund 90.000 Menschen, in die vor allem junge Familien zogen.
Meyerhöfer beschreibt die folgende Entwicklung des Neubaugebietes in einem Zeitungsinterview später dahingehend, dass der Stadtteil nie das Image eines typischen Plattenbaus gehabt habe, sondern dass es hier eine sehr gemischte Einwohnerschaft gab. Man fand hier neben dem Handwerker, Arbeiter und Abgestellten eben auch Wissenschaftler, und Staatsangestellte. Es zogen darüber hinaus auch zahlreiche Familien aus ihren unsanierten Wohnungen im Prenzlauer Berg nach Hohenschönhausen und waren vom gebotenen Wohnkomfort und der guten Verkehrsanbindung durchaus begeistert.

Dr. Meyerhöfer im Erzähl-Salon im studio im hochhaus am 07.07.2013.
Einige Broschüren, bei denen er Autor bzw. Mitautor ist.
Er und seine Frau während der Enthüllung der Gedenktafel am Mühlengrund am 10.04.2014.
Fotos: Uwe Seibt, Thomas Seidel

Erfahrungen in Sachen Chronik schreiben hatte Rolf Meyerhöfer schon in seinem früheren Wohnort Straßburg (Mecklenburg-Vorpommern) sammeln können. Er leitete den örtlichen Kulturbund und beschäftige sich mit der Geschichte der Region.
Als er nach Hohenschönhausen zog, begann er auch gleich mit Recherchen und Sammeln von Informationsmaterial über seinen neuen Wohnort (Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Bücher, Fotos). Viele Dokumente hat er noch in seinem häuslichen Archiv, etliches aber auch an den Förderverein Schloss Hohenschönhausen e. V. übergeben, wo er in der Projektgruppe Kultur und Geschichte äußerst aktiv mitwirkt. Bekannt und begehrt sind Meyerhöfers Publikationen zu Hohenschönhausen und kaum noch zu zählen die Vorträge, die er zu verschiedenen Anlässen in und außerhalb des Stadtbezirks gehalten hat. Auch an der Vorbereitung von Ausstellungen, u. a. zur Geschichte des Mühlengrunds, war er maßgeblich beteiligt.

Leider veranlassten persönliche Gründe das Ehepaar Meyerhöfer dazu, Anfang September 2015, nach nunmehr über 30 Jahren, ihr geliebtes Hohenschönhausen zu verlassen und nach Potsdam zu ziehen. Doch zum Glück ist ein Teil ihres Herzens hiergeblieben und so sind wir den beiden nach ihrem Umzug auch schon wieder aus Anlass verschiedener Veranstaltungen in Hohenschönhausen begegnet.

Am 26.12.2015 haben wir einen Menschen verloren, der Geschichte als persönliche Verantwortung verstand.

Herzliches Beileid - Wir trauern mit der Familie.




Elke Schuster

Die "unruhige" Rentnerin ganz mobil mit ihrem Fahrrad.
Foto: Uwe Seibt

Sommerdrehtage am Brunnen waren immer für Überraschungen gut. Und so war es auch, als wir rein zufällig Elke Schuster dort trafen. Eben hatte ich noch mit meinen Kollegen darüber sinniert, dass man gerade eine Persönlichkeit, die so bekannt und aktiv in Hohenschönhausen ist, wie Elke Schuster, auch einmal am Brunnen interviewen müsste. Wir trauten unseren Augen kaum, genau in diesem Moment bog sie unübersehbar mit ihrem Fahrrad um die Ecke. Und bereitwillig, so wie wir sie eben kennen, stand sie uns sofort gerne Rede und Antwort.
Elke Schuster ist zwar keine „Ur-Einwohnerin“ von Hohenschönhausen, aber seit sie hier wohnt, engagiert sie sich in ihrem Lebensumfeld. Sie ist mittlerweile Rentnerin bezeichnet sich aber selbst als im ständigen „Unruhezustand“ befindlich.
Sie ist vor allem an einer zukunftsfähigen Regionalentwicklung des Stadtbezirks interessiert, wobei ihr Schwerpunkt bei Umwelt- und Naturschutz sowie Kultur liegt.
Sie setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass Bürger ein aktives Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Wohnumfeldes haben und ließ sich vor allem deshalb auch als Sprecherin der Bürgerinitiative „Berliner Luft“ wählen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt dabei im Bereich „umweltfreundliche Mobilität“. In diesem Sinne engagierte sie sich besonders im Bereich der Entwicklung des Bahnhofes und Bahnhofsumfeldes in Hohenschönhausen.
Weitere Tätigkeitsfelder findet die „unruhige“ Ruheständlerin bei ihrer Mitarbeit im Arbeitskreis „Umwelt und Bildung“ und die Mitgliedschaft im Förderverein Naturschutzstation Berlin Malchow e. V.

Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass sie uns die Leitmotive ihrer Arbeit vorgestellt hat. Und da wir meinen, da ist für jeden etwas dabei, seien sie hier benannt:

Reich ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.

Global denken, lokal handeln.




Werner Schwarz

Werner Schwarz mit seiner Ukulele singend am Brunnen.
Foto: Uwe Seibt.

Der Kapitän der Rheinschifffahrt, Werner Schwarz, ist schon seit Jahrzehnten auf den Binnengewässern im In- und Ausland unterwegs. Wasser ist also schon ein wenig sein Lebenselixier.
Daher wollte er bei einem Besuch in Hohenschönhausen auch unbedingt den Mühlenradebrunnen kennenlernen. Berichte über diesen im Jahr 2014 frisch sanierten Brunnen hatten ihn neugierig gemacht. Auch während seiner Freischichten, nach seiner jeweils dreiwöchigen Zeit an Bord, zieht es ihn natürlich immer an irgendwelche Gewässer.
Doch das Mühlrad steht seit Mai dieses Jahres wieder still, obwohl der Brunnen erst im November vorigen Jahres vom Künstler, Achim Kühn, nach der Restaurierung wieder eingeweiht wurde.
Dieser traurige Umstand inspirierte den singenden Kapitän dazu, ein bekanntes Volkslied umzudichten. Er nahm kurzerhand seine Ukulele, setzte sich auf den Brunnenrand und sang es, auch in der Hoffnung, dass Menschen nun etwas sorgsamer und freundlicher mit dieser „plätschernden“ Oase mitten in diesem Lebenszentrum umgehen.
Begeistert von seiner Darbietung waren die Zuhörer auf jeden Fall.

Ein Wunsch des Kapitäns, der Tiere mag, wäre es, dass sich zum Beispiel Hunde in der Nähe des kühlenden Nass tummeln und deren Herrchen ein Schwätzchen halten können.
Wer die Meinung des singenden Rheinschiffers speziell zum Mix-Hund hören möchte, kann sich auf YouTube von seinem selbst gedichteten und komponierten Lied schon mal verzaubern lassen.

Sein neuestes Werk wird dann im Film und auch auf dieser Website zu hören sein:




Weitere Informationen zum Projekt:

Links:


Dieses Projekt wird mit Mitteln des Bezirkskulturfonds Lichtenberg realisiert.

Bezirkskulturfonds Lichtenberg Berlin

 
   

17.04.2015

Engagement des KiezAktivs Mühlengrund

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen
im Wandel – eine (un)endliche Geschichte?
- Engagement des KiezAktivs Mühlengrund -



Auszüge aus:

Marko Frenzel
Gemeinsam sind wir stark – für unseren Mühlengrund!

Programmatische, organisatorische und methodische Eckpunkte
für das Engagement des KiezAktivs Mühlengrund.

Auf seiner Sitzung vom 5. Juli 2011 hat sich das KiezAktiv Mühlengrund im Ergebnis seiner endgültigen Konstituierung folgende fortschreibbare Richtlinien für seine zukünftige gemeinwohlorientierte Tätigkeit in Hohenschönhausen – insbesondere im Dienste der sozial-kulturellen und ökologischen Gestaltung des Kiezes „Mühlengrund“ – gegeben.
 

  • anwaltschaftliche Vertretung der multiplen Interessen der Kiezbewohnerinnen und -bewohner;
  • Verbesserung der Infrastruktur im Bereich des Wohnumfelds z. B. durch Aneignung kommunalen Bodens für die Konzipierung von Nachbarschaftsgärten und Erreichung einer größeren Wohnzufrie-denheit;
  • Aufwertung bzw. Beseitigung des negativen Erscheinungsbildes der Parkplatz- und Brachflächen stadtauswärts rechts der Falkenberger Chaussee;
  • städtebauliche Integration statt Isolation und Erhalt lebenswichtiger Funktionseinheiten im Kiez statt Auslagerung;
  • hindernisfreie, gebrauchstaugliche und qualitätsvolle öffentliche Wege und grüne Räume; ein Spektrum an kleineren Kiezplätzen und Parkanlagen;
  • Herbeiführung einer inwertsetzenden Zwischennutzung auf dem ehemaligen Schulgrundstück Am Breiten Luch;
  • Rückbau der Gebäude an der Matenzeile 26 und 28 und Umnutzung für kleinteiligen sozialen Wohnungsbau bzw. zur Parkanlage;
  • Umnutzung statt Abriss kiezprägender Gebäude in der Zukunft;
  • Projektierung einer kiezbezogenen Zusammenarbeit mit der Schule Am Breiten Luch sowie der Kindertagesstätte "Freche Früchtchen" in der Matenzeile zur Initiierung intergenerativer Aktionen;
  • Beibehaltung guter Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs;
  • Verbesserung der Gestaltung des S-Bahnhofs Hohenschönhausen;
  • Schaffung eines repräsentativen Zentrums für Neu-Hohenschönhausen zwischen Linden-Center und S-Bahn-Trasse;
  • Erhalt niederschwelliger, leicht zugänglicher Orte und Räume für Aktivität und Begegnung, insbesondere durch Belebung des zentralen Platzes des Kiezes „Am Mühlengrund“;
  • Verbesserung des Nachbarschaftssinns und des Gemeinschaftsgefühls durch Organisation von Festen und Jahreshöhepunkten im Kiez;
  • Verbesserung des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Altersgruppen;
  • Einsatz für mehr Gerechtigkeit anhand von konkreten Themen vor Ort, Stärkung des Rechtsbewusstseins.
  • Rückkopplung der aus dem Stadtteilnetzwerk Hohenschönhausen Nord gewonnen Informationen an die Kiezbewohner des Mühlengrundes mittels öffentlicher Veranstaltungen und Pressearbeit, Flugblatt-, Plakatgestaltung, Annoncenschaltung in der Lokalpresse, Nutzung der Lastenfahrräder der „Mobilen-Bürger-Infothek“ des Nachbarschaftshauses im Ostseeviertel, Einsatz von Merchandise-Artikeln;
  • Optionen des gezielten Aufsuchens der Kiezbewohnerinnen und –bewohner, um sie als Akteur_innen und Multiplikator_innen zu gewinnen;
  • Arbeit als intermediäre Instanz bzw. als Bindeglied zwischen der Lebenswelt der Kiezbewohnerinnen und -bewohner und dem Stadtteilzentrum Hohenschönhausen Nord sowie der bezirklichen Bürokratie;
  • Festigung des Netzwerkes und der Schlagkraft der KiezAktive in Hohenschönhausen Nord durch das Ersetzen eines ineffizienten singulären Agierens mit Hilfe effizienteren, kooperativen Handelns;
  • kiezbezogene, identitätsstiftende Imagekampagnen;
  • Klärung von Verantwortlichkeiten;
  • Akquirierung potenter Akteure mit entsprechenden Ressourcen und einflussreicher denkender Ideenträgerinnen und -träger; regelmäßige Kiezrundgänge und darauf aufbauende jährlich durchgeführtes und nach Bedarf halbjährig fortgeschriebenes Kiez-Monitoring;
  • stärkerer Informationstransfer vom Stadtteilzentrum Hohenschön-hausen Nord (STZ) zu den Kiezinitiativen und Aktionspotenzial-übertragung an das STZ vonseiten der Kiezinitiativen;
  • engere Zusammenarbeit zwischen politischen Entscheidungsträgern, der Kommunalverwaltung und den Kiezinitiativen, Aufdecken von Zieldivergenzen zwischen diesen Akteuren;
  • rechtliche Möglichkeiten und Grenzen der Bürgerbeteiligung;
  • Aufdeckung versteckter Eigeninteressen von Politik und Verwaltung beim Übergang zur Bürgerkommune und die von diesen Akteuren angedachte Rolle der KiezAktive in diesem Prozess.
  • Verstetigung der Projekte und Aufgabenbearbeitung durch Führung von Protokollen und Veröffentlichung von Kommuniqués als zentrale Dokumentationsweisen;
  • nach bestem Wissen gebildete ganzheitliche Sichtweise der Lebenslagen (zielgruppenübergreifende Alltags- und Lebensweltorientierung)


Weitere Informationen zum Projekt:

Links:


Dieses Projekt wird mit Mitteln des Bezirkskulturfonds Lichtenberg realisiert.

Bezirkskulturfonds Lichtenberg Berlin

 
   

Mühlengrundgeschichten

Der Mühlengrund Neu-Hohenschönhausen
im Wandel – eine (un)endliche Geschichte?
- Mühlengrundgeschichten -



von Gabriele Faehnrich

Gabriele Faehnrich am Brunnen.
Foto: Uwe Seibt
 
Einerseits war die Freude über eine Wohnung mit Bad, Fernwärme und Einbauküche da, als wir als Jungakademiker im Juli 1984 von der Gegend um den Kollwitzplatz in die Matenzeile in Berlin Hohenschönhausen zogen.
Aber außer der provisorisch angelegten Straße war nichts ...
Hinter den „Sechsgeschossern“ gab es eine Behelfsbaracke für Lebensmittel, eigentlich für die Bauarbeiter gedacht.

Foto: Thomas Seidel

Mein damals 4-jähriger Sohn ging weiter in die Kita am Wasserturm, damit unsere soziales Leben & Kontakte einigermaßen aufrecht erhalten wurden. Und so fuhren wir mit der einzigen Buslinie vom Weißensee, bepackt mit Einkäufen, in unser Zuhause.
Eine Erleichterung waren dann der Start der S-Bahnlinie Hohenschönhausen im Dezember 1984 und im Anschluss die Erweiterung der Straßenbahn- und Buslinien.

Ausstellung der Nadelhexe Sigena, 2015.
Foto: Uwe Seibt

1985 wurden die Vorgärten begrünt und ein Spielplatz gebaut. Im Herbst wurden die Kaufhalle und die Klubgaststätte Mühlengrund am „Dienstleistungswürfel“ mit Jugendclub eingeweiht. Das waren schon Fortschritte!
Endlich konnte man in nächster Nähe essen gehen oder abends einfach ohne Anfahrtswege ein Glas Wein trinken, außerdem war das Ambiente durch den Findlingsbrunnen ansprechend. Ein weiteres Highlight war die Bau des der Mühlenradbrunnens 1986. Unser Neubauviertel bekam dadurch ein eigenes Gesicht.
Übrigens kamen meine beiden Söhne, (der Jüngste im historischen Schicksalsjahr - November 1989 geboren), als sie Grundschulkinder waren und wenn sie am Mühlenradbrunnen gespielt haben, sehr oft mit nassen Schuhen oder Strümpfen nach Hause.

Bewohnerinnen und Bewohner Neu-Hohenschönhausens 
bei einem Spaziergang durch "ihren" Kiez - Mühlengrund. 
Foto: Thomas Seidel.
 
Vieles haben wir erlebt. Wichtig erscheint mir aber über Folgendes zu berichten. Und zwar betrifft es die oft gelobten Hausgemeinschaften. Wir waren alle WG-Mitglieder, hatten finanziell und materiell (Aufbaustunden) dazu beigetragen, diese Wohnung zu bekommen. Deshalb war die Zusammensetzung der Mieter sozial und altersmäßig sehr gemischt.
Die Treppenreinigung musste jede Mietpartei auf seiner Etage im Turnus übernehmen. Wenn der andere Mieter nicht regelmäßig dazu beitrug, gab es demzufolge Ärger. Kaum einer aus der Hausgemeinschaft unterstützte bei der Klärung.
Desgleichen bei der geforderten Vorgartenpflege. Wir wollten am Wochenende die Freizeit nach unserer Vorstellung verbringen. Die „Subbotniks“ reichten aus. Bei uns hatte keiner Interesse, im Sommer mit der Hausgemeinschaft im Innenhof zu grillen.
Der oft zitierte Gemeinschaftssinn entsprang wohl der Zuweisung ohne Auflagen?

Infolge der Umgestaltung des Platzes wurden die Klubgaststätte und der Jugendclub abgerissen bzw. geschlossen. 1997 war der Platz in seiner heutigen Form fertig.
Mein ältester Sohn hatte sich im Jugendclub gern aufgehalten und wartete zwei Jahre auf die Eröffnung des Kontaktladens V.I.P. Im Sommer war es soweit. Enttäuscht kam er wieder und erzählte, dass vorwiegend ausländische Jugendliche, sogar aus Kreuzberg, anwesend waren und diese den Ton angaben. Der neue Leiter meinte, die Öffnung sei gewollt, tat aber nichts für ein Miteinander. Somit gingen die hier wohnenden Jugendlichen nicht mehr hin. Im August kam mein Sohn gegen Abend aufgeregt nach Hause, denn er hatte gesehen, wie ein Jugendlicher aus dem Klub von einem anderen niedergestochen wurde. Vielleicht erinnern sich noch Einwohner an das Blumen- und Kerzenmeer? Erst dann wurden Regeln erarbeitet.

Tiefschwarze Gewitterwolken über dem Mühlengrund.
Foto: Uwe Seibt

30 Jahre Hohenschönhausen am Mühlengrund lassen sich am Beispiel der Kaufhalle aufzeigen. 1985 wurde die Kaufhalle als typische DDR-HO-Kaufhalle eingeweiht. Es gab wenig, aber das Sortiment war wie in allen Berliner Kaufhallen gleich. Oft traf man beim Einkaufen Arbeitskollegen oder andere Eltern, Nachbarn und machte ein „Schwätzchen“, während die Kinder sich freuten und sich zum Spielen verabredeten, denn durch Kita, Schule oder Spielpatz in Wohnortnähe waren Kontakte entstanden. Auch Kassiererinnen, wie Frau Neumann (immer freundlich), die hier lebten und arbeiteten, waren einbezogen.
Nach der Wende 1989 zog mit der Währungsreform am 01.07.1990 buchstäblich über Nacht mit der Übernahme der Kaufhalle durch Kaiser's der „Westen“ in unseren Mikrokosmos ein. Das Angebot wurde vielfältiger und ebenso die Gesprächsthemen.
2007 wurde die Filiale geschlossen. Seitdem verwahrlost der Platz zusehends. Die kleinen Geschäfte wie die Schlecker-Filiale, der Blumenladen oder die Reinigung wurden geschlossen. Das Kapital regiert.
Durch die Nähe des Linden-Centers mit den vielen Möglichkeiten gehe ich dort nur einkaufen, wenn ich etwas vergessen habe. Auch der Mühlenradbrunnen, der nach langen Jahren des Stillstands im November 2014 wieder in Betrieb genommen wurde und gepflegte Grünanlagen werten den Platz nicht auf. Der „Grieche“ allein bringt kein Flair, ein individuelles Cafe (Lesecafe) und / oder ein Restaurant wären eine Möglichkeit, denn daran besteht Mangel in ganz Hohenschönhausen. Auch ein Elterncafe ist denkbar, um den wenigen jungen Familien einen Ort zu geben. Meine Kinder wie auch ihre Freunde sind weggezogen, erinnern sich aber gern an ihre Kindheit im Viertel. Für Kiezatmosphäre gehen wir in den Prenzlauer Berg, nach Friedrichshain oder Kreuzberg.

Mühlenradbrunnen mit den 6-Geschossern und dem "Griechen".
Foto: Uwe Seibt

Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich lebe gern „Am Mühlengrund“, auch weil das Viertel überschaubar ist und mehrheitlich „Sechsgeschosser“ gebaut wurden. Vom Balkon meiner 4-Raum-Wohnung im Rotkamp genieße ich den Blick in den grünen Innenhof. Schnell bin ich im Lindencenter und die Vielfalt der Verkehrsanbindung ist optimal. Ebenso finden immer noch „Schwätzchen“ statt.
An meinen Kindern erkenne ich, wie sich das wiederholt, was wir damals begonnen haben, als wir aus einer 2-Zimmer-Wohnung mit Toilette auf halber Treppe und Ofenheizung den Prenzlauer Berg mit seinem Flair ungern verließen - eine Umkehrung findet statt. Die Mischung aus Wohnen und Wohnumfeld macht´s!

"Das Wohnumfeld macht's!" - Seit Jahren stillgelegt und verschlossen, der Verbrauchermarkt.
Foto: Thomas Seidel


Weitere Informationen zum Projekt:

Links:


Dieses Projekt wird mit Mitteln des Bezirkskulturfonds Lichtenberg realisiert.

Bezirkskulturfonds Lichtenberg Berlin