01.03.2014

Geschichte Neu-Hohenschönhausen

30 Jahre Hohenschönhausen
- Geschichte von Neu-Hohenschönhausen -



HSH30

Das ist die Geschichte des ehemaligen "Gemüsegartens von Berlin". Doch das war im 19. Jahrhundert und weiter davor.

Modell des Neubaugebietes Berlin-Hohenschönhausen (Wohngebiete 1-6) von 1986, Maßstab 1:1000
4,70 x 2,06 m in der Ausstellung im studio im HOCHHAUS, 2015. [XXL]
Magistrat von Berlin, Hauptstadt der DDR, Hauptauftraggeber komplexer Wohnungsbau.
Enthalten auch der Entwurf für den nicht mehr realisierten Marktbereich mit dem Kulticeum.
Foto: Thomas Seidel
 
 
Das Ende der Eiszeit vor über 14.000 Jahren: 
 
Historische Hintergrundinformationen zur "Lage von Berlin in orographischer und hydrographischer Hinsicht" - Ein Aufsatz von W. Pütz von 1900 im Monatsblatt "Brandenburgia", IX. Jahrgang. 
Sehr Informativ und Aufschlussreich - Lesen Sie selbst ...  
 
Brandenburgia. IX. Jahrgang 1900/1901. S. 212–220.
 
externer Link PDF  Zum Aufsatz (PDF, 11 MB)
   
 
Mischwälder sowie Seen und Pfuhle sind typisch für diese Region der eiszeitlichen Hochfläche des Barnim, in der vor etwa 6.000 Jahren die ersten Menschen sesshaft wurden. Etwa seit 500 v. u. Z. lebten germanische Stämme in diesem Gebiet (Sueben und Semnonen). 
Berlin oder das davor, vor dem Jahr 1244, befand sich Germania Magna, dem „Großen Germanien“ sehr viel näher als dem „Römischen Reich“. Jahrhunderte haben sich darum die Römer und Germanen immer wieder auf die Köppe gekloppt und hätte es einen Wasserweg außer der Weser, Lippe, Werra und Elbe gegeben, die weiter in dieses östliche heutige „Deutschland“ geführt hätten, wäre das womöglich anders ausgegangen.
 
Siedlungsräume der germanischen Stämme um 50 n. Ch.
 
So war dort nur Urwald, unbegehbares, schwammiges und sumpfiges Gelände, furchteinflößend für den zivilisierten Römer. Die Heimat der Cherusker und Arminius, der Fürst der Cherusker, hat ihnen schon im 9. Jahrhundert n. Chr. den Spaß an das, was man heute Berlin nennt, verdorben. So um die 150 Jahre später war das dann mit dem Bau des 550 Kilometer langen Limes von Nord nach Süd, quer durch das heutige Deutschland, endgültig erledigt.
Die Römer zogen sich auf die linke Seite des Rheins und die rechte Seite der oberen Donau zurück. Eine Stadt, die sich möglicherweise hätte „Berolinum“ nennen können, bestand nicht in Gefahr, durch Römer erbaut zu werden.
 
Slawische Gebiete um 1150.

Etwa ab 300 u. Z. erfolgte die Besiedelung durch slawische Stämme („Wenden“ wie Heveller und Sprewanen). Sie wurden auch in Berlin oder Spandau, was es beides noch gar nicht gab, sesshaft (Völkerwanderung).
Auch für die Slawen waren die Flüsse Dahme, Spree und Havel als Ansiedlungsgrund wichtig und ausreichend. Die noch verbliebenen Germanen vermischten sich mit den Slawen und bevor Berlin in Angriff genommen wurde, wuchs Copnic, das jetzige Köpenick, das bei der Gründung Berlins die Hauptstadt des slawischen Fürstentums der Sprewanen war. Im 10. Jahrhundert (Otto I.) wurden die slawischen Stämme „germanisiert“. 
 
Mark Brandenburg um 1618.
 
Fürst Jaxa von Köpenick war der große slawische Mann des 12. Jahrhunderts und verlor seinen Kampf. Er hat sich mit Albrecht den Bären gekloppt, von dem manch einer glaubte, er wäre der Namensgeber Bärlins. So ist das aber nicht gewesen, so sagt man. Der Name Berlin leitet sich von dem slawischen Begriff „berlo“ mit den Bedeutungen Sumpf, Morast, feuchte Stelle oder trockene Stelle in einem Feuchtgebiet ab.
Im 12. Jahrhundert wurde durch die Askanier (Albrecht I., der Bär) die Mark Brandenburg gegründet. 
 
 
Die letzten 1.000 Jahre:
 
Die Geschichte der Stadt Berlin beginnt im Hochmittelalter mit der Gründung von zwei Handelsorten. Urkundlich erstmals erwähnt wurde Berlin im Jahr 1244, das benachbarte Kölln aber bereits 1237. Wahrscheinlich sind beide Orte einige Jahrzehnte älter. 
  
Im Norden des heutigen Berlins wurden bereits im 13. und 14. Jahrhundert Dörfer erwähnt, die heute ein Teil von Berlin sind. Sie wurden auf der eiszeitlichen Hochfläche des Barnim gegründet. Mischwälder und Seen sind typisch für diese Landschaft. Kolonisten betrieben hier die Dreifelderwirschaft. Mit den Dorfgründungen wurden natürlich auch die Kirchen - spätromanische / frühgotische Feldsteinkirchen - erbaut.
Sie sind damit die ältesten Dörfer in Berlin. So wurden erstmals urkundlich erwähnt:
In der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes 1284 hieß er Schonenhusen. 1450 taucht die Bezeichnung Hogen Schonhuszen auf und 1775 Hohen Schönhausen. Der Name stammt wahrscheinlich von Siedlern aus Schönhausen aus dem Kreis Havelberg (Brandenburgisches Namenbuch, Bd. V).
Sie durchlitten Zeiten des Niedergangs im Dreißig- und Siebenjährigen Krieg ebenso, wie sie ihre Blütezeiten erlebten. So hat jedes Dorf auch seine große Zeit mit großen Geschichten. Darüber will die Ausstellung erzählen, für die das Datum vor 725 Jahren den Anlass bietet. Nicht jeder wird diese Geschichten kennen, vielleicht aber Namen gehört haben wie diese: Marie Elisabeth von Humboldt, Christian Friedrich Scharnweber, Graf von Möllendorff, Karl August von Hardenberg, Louis Ferdinand von Preußen, Johann Carl Sigismund von Treskow und Peter Joseph Lenné.
Aus: Ankündigung des Museums.
Bauliche Funde und Gegebenheiten lassen auf eine noch frühere Anwesenheit dieser Dörfer schließen.
Im Zeitraum vom 01.09.2013 bis zum 02.03.2014 fand im Museum Lichtenberg, im Stadthaus, eine Sonderausstellung statt: 725 Jahre Lichtenberg - Große Geschichten der kleinen Dörfer

Plakat zur Ausstellung.
   
 
Weitere Informationen zur frühen Geschichte der Dörfer finden Sie in einem Artikel von Barbara Mewis (Förderverein Schloß Hohenschönhausen e. V.): Kiez-Porträts Malchow, Wartenberg und Falkenberg.
Die ältere Geschichte der Dörfer wird bei Wikipedia weiter vorgestellt:

1875 ging Falkenberg und 1882 die beiden Dörfer Malchow und Wartenberg in den Besitz der Stadt Berlin über. Hier wurden die städtischen Rieselfelder angelegt.
Hier wurden nach 1874 auf Initiativen des Sozialhygienikers Rudolf Virchow und des Stadtplaners James Hobrecht Rieselfelder für Berlin angelegt. Dieses System der Abwasserreinigung war damals das modernste der Welt. Es leistete bis 1968 einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen. [Gedenktafel]
Es entwickelte sich ein ausgedehnter Obst- und Gemüseanbau. Der Begriff "Hohenschöngrünkohl" ist ja heute noch in aller Munde.

„Gruss aus Hohenschönhausen“ vor dem Lokal „Zum Storchnest“
mit Triebwagen 8 der Straßenbahn Berlin–Hohenschönhausen, um 1900 (Wikipedia).

Im Oktober 1899 erreichte die erste elektrische Straßenbahn das Dorf Hohenschönhausen. Das Strandbad und das Wirtshaus am Orankesee kannten und besuchten schon damals viele Berliner. Noch heute ist die Straßenbahn ein beliebtes und schnelles Verkehrsmittel für die Hohenschönhausener.
 
Erweiterungen Berlin von 1920 - Verwaltungsbezirk 18 Weißensee und seine Nachbarn.

Am 01.04.2012 bildete sich der Vorläufer des Zusammenschlusses, der Verband Groß-Berlin (auch: Zweckverband Groß-Berlin), der bis 1920 bestand.
Durch das Groß-Berlin-Gesetz von 27.04.1920 wurden aus dem Landkreis Niederbarnim einige kommunale Einheiten zum neuen Berliner Verwaltungsbezirk Weißensee zusammengefasst. 
Dazu gehörten die Landgemeinden:
sowie die Gutsbezirke:
  • Malchow 
  • Wartenberg 
  • Falkenberg
In den Außengemeinden entstanden große Kleingartenanlagen, die Berliner fanden hier für ihre neue Freizeitbeschäftigung viel Raum.

Postmeilenstein von 1816.
1 Preußische Meile = 7.532,48 Meter.

Am 21. April 1945 wurde Hohenschönhausen von der Roten Armee befreit. Im Rahmen HSH30 findet im Schloss eine Gedenkveranstaltung mit dem Förderverein und dem VVN-BdA statt.

Die Rote Armee rückt vor - Stalinorgeln in den Straßen von Hohenschönhausen 1945.

Deutschland wurde besiegt und Berlin wurde unter den Siegermächten aufgeteilt. Hohenschönhausen gehörte zum Verwaltungsbezirk 18, Weißensee, im Sowjetischen Sektor.

Die Sektoreneinteilung von Gross-Berlin 1945
Die Sektoreneinteilung von Gross-Berlin 1945.

In den 1970er Jahren entstanden rund um den alten Dorfkern von Hohenschönhausen sowie nördlich der Leninallee (seit 1992: Landsberger Allee) die Neubaugebiete Hohenschönhausen I und Hohenschönhausen II.
Die ersten Plattenbauten im heutigen Neu-Hohenschönhausen entstanden in den Jahren 1972 bis 1975 zwischen der Wartenberger und Falkenberger Straße. 
Bis zum Ende der 1970 Jahre behielt der Ortsteil Hohenschönhausen seinen dörflichen Charakter.

Die Originaltafel der Grundsteinlegung, Barther Str. 3. 

In der weiteren Stadtentwicklung entstanden im Ortsteil Hohenschönhausen und angrenzenden Ortsteilen zwischen 1979 und 1989 mehr als 40.000 Wohnungen für rund 120.000 Menschen. Am 09.02.1984 wurde der Grundstein für die Großsiedlung Hohenschönhausen (heute: Neu-HSH Süd und Nord) gelegt.

Verlängerung der bestehenden Linien bis in die Großsiedlung Hohenschönhausen.
 
Am 20.12.1984 wurde der S-Bahnhof Hohenschönhausen eröffnet und damit der neue Stadtteil an die Infrastruktur angebunden. Ebenso wurden die Straßenbahn- und Buslinien bis in die neuen Viertel verlängert.

1984: Eröffnung des elektrischen S-Bahnbetriebes nach Hohenschönhausen.
Ausschnitte aus einem Ersttagsbrief (li.) und einer Postkarte mit Sonderstempel (re.) sowie der Ersttagsfahrkarte (mi.).

Es entstanden allein bis 1989 hier über 29.000 Wohnungen für rund 90.000 Menschen.
Auf Vorschlag des Politbüros des ZK der SED vom Januar 1985 erfolgte eine Neugliederung. Am 11.04.1985 fasste die Berliner Stadtverordnetenversammlung den entsprechenden Beschluss.

Wappen von Hohenschönhausen 1987 - 1993.
 
Am 01.09.1985 war es dann soweit. Durch eine Ausgliederung aus dem Bezirk Weißensee (Niles-Siedlung) und durch den Zusammenschluss von Ortsteilen wurde der (Ost-) Berliner Stadtbezirk Hohenschönhausen geboren. 
Zusammengeschlossen wurden die Ortsteile:
  • Hohenschönhausen 
  • Wartenberg 
  • Falkenberg 
  • östlicher Teil von Malchow (Bezirk Weißensee)

Aufnahmen von der Bauphase 1985.
Fotos: Märkische Oderzeitung vom 11.02.2014, S. 10; Berliner Kurier vom 11.02.2014, S. 10 f.

Von der Gründung bis 1989 stieg die Einwohnerzahl von rund 67.000 auf rund 118.000 an. In den neuen Wohngebieten entstanden auch Produktionsbetriebe innerhalb des neuen Bezirks. Neben dem neu errichteten Omnibusbetriebshof in der Indira-Gandhi-Straße siedelten sich unter anderem der VEB Chemiehandel Berlin oder der VEB Signal- und Sicherungstechnik an. In Wartenberg entstand die LPG 1. Mai. Bereits auf Marzahner Gebiet gelegen, aber oft verwechselt, entstand zudem in den Jahren 1963 bis 1968 das Klärwerk Falkenberg.

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Dr. Meyerhöfer und Frau Mewis informieren bei ihren Spaziergängen durch Neu-Hohenschönhausen.
Bilder: Uwe Seibt.

1989 wurde das Neubau-Projekt Hohenschönhausen Nord beendet. Es entstanden bis dahin vier Neubaugebiete:
  • Neubaugebiet Mühlengrund (1982 - 1987; Karte II)
  • Neubaugebiet Zingster Straße (1984 - 1988; Karte III)
  • Neubaugebiet Vincent-van-Gogh-Straße (Falkenberg) (1984 - 1988; Karte I)
  • Neubaugebiet Krummer Pfuhl (Wartenberg) (1985 - 1989; Karte IV)
Mit dem Wachsen der vier Neubaugebiete entstanden bis zum 05.10.1989 weiterhin die S-Bahn-Stationen Gehrenseestraße und Wartenberg, zwei Straßenbahnverlängerungen nach Falkenberg bzw. in die Zingster Straße, das Institut für Lehrerbildung "Clara Zetkin", 39 Kitas, 27 Schulen und einige Kaufhallen sowie das Warenhaus "handelshaus" und die Bibliothek "Anna Seghers".

Das handelshaus und die Anna-Seghers-Bibliothek in den 80er Jahren.

Ein Weiterbau der Wohnkomplexe Richtung Malchow wurde nach der Wiedervereinigung nicht mehr realisiert, ebenso das Bauvorhaben Kulturhaus "Culticeum" am Warnitzer Bogen. 

Die Bevölkerungszahl ging nach der Wende beständig zurück, um die Jahrtausendwende lebten rund 110.000 Einwohner im Bezirk Hohenschönhausen.

Wappen von Hohenschönhausen 1992 - 2000 und Lichtenberg ab 2001.

Nach der Verwaltungsreform von 1998 gehört das Gebiet von Hohenschönhausen Nord ab dem 01.01.2001 zum Berliner Stadtbezirk Lichtenberg. Für den ehemaligen Bezirk Hohenschönhausen entstanden 2002 die Ortsteile:
Die neue Aufteilung des Bezirkes Lichtenberg in Stadtteile finden Sie im Kiezatlas Lichtenberg
In Neu-Hohenschönhausen leben zurzeit rund 58.000 Menschen.

Berlin 2001 - Neuhohenschönhausen und seine Nachbarn.

Das Kiezaktiv Mühlengrund gestaltet eine Ausstellung, die im Rahmen 30 Jahre HSH vom 02. - 06.05.2014 zu besuchen ist - Der Mühlengrund im Wandel der Zeit.

Auch die Nadelhexe Sigena leistet ihren Beitrag zu dem 30-jährigen Jubiläum der Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen im Jahr 2015.

Ein "Geschichts-Projekt" der Nadelhexe Sigena, 2015.

Lesetipp:
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Die Roebels. (Zeno.org)

Links:

Originale gesucht:

Bibliografie:
  • BALL e. V. in Zusammenarbeit mit Förderverein Schloß Hohenschönhausen e. V. (Hrsg.): Hohenschönhausen neu gesehen. Eine Anleitung zum Selbsterleben. Mit Texten und Bildern von gestern und heute. Berlin 2014.  
  • Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Museum Lichtenberg im Stadthaus (Hrsg.): 725 Jahre Lichtenberg. Kalenderblätter. Berlin 2013.
  • Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Museum Lichtenberg im Stadthaus (Hrsg.): 725 Jahre Lichtenberg - Große Geschichten der kleinen Dörfer. Katalog zur Ausstellung im Museum Lichtenberg vom 01.09.2013 bis 02.03.2014. Berlin 2013. 
  • Förderverein Schloß Hohenschönhausen e. V. (Hrsg.): Hohenschönhausen. Gestern und Heute. Ein Dorf, ein Bezirk, ein Ortsteil. Berlin 2002.
  • Hofmann, Jürgen: Lichtenberg - Kurze Geschichte eines Berliner Bezirks. Herausgegeben vom Bezirksamt Lichtenberg von Berlin aus Anlass des 725. Jahrestages der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes Lichtenberg bei Berlin. Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH, Potsdam 2013. 
  • Ruben, Bärbel: Hohenschönhausen, wie es früher war. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1999.

Jürgen Hofmann: Lichtenberg - Kurze Geschichte eines Berliner Bezirks.
    
 
   

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Veränderung vom Barther Pfuhl ist surreal